Alle Beiträge von Daniel-Benjamin Haag

Stellungnahme zum Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom Februar 2020

Assistierter Suizid

Die ökumenische „Woche für das Leben“ war in diesem Jahr dem Thema gewidmet “LEBEN im Sterben“- quasi die Kurzfassung des von Dame C. Saunders, der Initiatorin der modernen Hospizbewegung, 1967 formulierten Leitspruchs „Nicht dem Leben mehr Tage, sondern den Tagen mehr Leben geben!“

Hospizarbeit/palliative Begleitung – Begleitung in schwerer Krankheit, am Lebensende.

Nicht nur Linderung körperlicher Beschwerden, sondern ganzheitliche, wertschätzende, liebevolle Fürsorge unter Berücksichtigung der Patientenautonomie! Palliative Begleitung heißt, Leben in Würde trotz und mit schwerer Krankheit möglich zu machen, sei es unter stationären Bedingungen im Hospiz, sei es durch engagierte ambulante Hospizdienste.

Das Angebot der umfassenden Palliative Care hat in diesem Jahr besondere Aktualität im Zusammenhang mit der neu zu formulierenden gesetzlichen Regelung zur Suizid-Beihilfe.

Vor über einem Jahr hat das Bundesverfassungsgericht §217 gekippt: das bisherige Verbot der geschäftsmäßigen Beihilfe zum Suizid verstoße gegen das im Grundgesetz garantierte Selbstbestimmungsrecht. “Das Recht auf selbstbestimmtes Sterben schließt die Freiheit ein, sich das Leben zu nehmen und dabei Angebote von Dritten in Anspruch zu nehmen unabhängig von der Schwere einer Erkrankung!“ Das heißt, dass auch ein gesunder, aber lebenssatter Mensch ein Anrecht auf Suizidbeihilfe haben soll. Von Staats wegen soll ein „prozedurales Sicherungskonzept“ etabliert werden, „um zu verhindern, dass organisierte Beihilfe zur Selbsttötung zu einer Normalisierung des Suizids führt“.

Ist dem vom Staat zu gewährenden „Schutz des Lebens“ damit Genüge getan?

Wird dabei berücksichtigt, dass in der Mehrzahl der Fälle dem Suizidwunsch eine (behandelbare!)psychische Störung zugrunde liegt?!

Soll die Entscheidungsfreiheit bezüglich des Suizidwunsches durch einen Arzt festgestellt werden? Das würde bedeuten, dass der Arzt mit seiner elementaren Aufgabe als Helfer im Leiden dazu beiträgt, dass der Leidende beseitigt wird?!

In den meisten Fällen von missglückten Suizidversuchen, die also überlebt werden, ist im Gespräch mit diesen am Leben verzweifelten Menschen herauszuhören, dass sie sich mit ihren Sorgen alleingelassen fühlen, mit ihrer Angst vor Verlust der Selbstkontrolle, Angst vor Pflegebedürftigkeit, Angst vor Demenz, Angst zur Last zu fallen, Einsamkeit.

Schwerkranke Menschen am Ende ihres Lebens suchen den Tod, um so nicht weiterleben zu müssen. Diese Menschen brauchen einen Menschen an ihrer Seite, der ihre Sorgen und Bedürfnisse wahrnimmt! Statt in unserer Zeit des Machbarkeitswahns der High-Tech-Medizin die Endlichkeit des Lebens zu verdrängen, statt Sterbehilfe zu popularisieren, sollte der humane Umgang mit Krankheit und Sterben wieder in die Mitte der Gesellschaft geholt werden.

In der selbstoptimierten Gesellschaft, in der bereits der Zustand altersentsprechender Abhängigkeit und erst recht zunehmender krankheitsbedingter Abhängigkeit als „würdelos“ betrachtet wird, ist man schnell bereit, Sterbehilfe einzufordern. Sich dagegen in Ängste und Bedürfnisse des Menschen in der Lebensendphase einzufühlen erfordert Einsatz, Demut, manchmal auch Mut, aber das allein wird der Forderung nach einem menschenwürdigen Sterben gerecht.

Aus dem Recht auf Sterbehilfe wird schnell die Erwartung, dass dieses Recht auch genutzt wird. Ein Sprecher der Deutschen Palliativ-Stiftung sagte dazu: „Wer Sterbehilfe erlaubt, macht über kurz oder lang Sterben zur Pflicht in einer ökonomisierten Gesellschaft wie der Unseren“. Behinderte, Schwerkranke können subtilen Zwängen ausgesetzt werden zur Rechtfertigung ihres „Noch-Daseins“ – vor allem im Hinblick auf eingeschränkte Ressourcen sowie Pflegenotstand …

Dass diese Überlegungen nicht unbegründet sind, zeigt die Entwicklung mit der Liberalisierung der Suizidbeihilfe in anderen Ländern:

– In den Niederlanden bewegt sich die 2001 legalisierte Suizidbeihilfe zunehmend in Nähe der „Tötung auf Verlangen“, ohne strafrechtliche Konsequenzen.

– In Belgien und Canada wird Suizidbeihilfe mit dem Anspruch „Altruismus“ geadelt, indem der Suizident noch als mögliche Organentnahmequelle gilt.

– Im Auftrag des kanadischen Parlaments wurde der ökonomische Nutzen berechnet, der sich aus eingesparten Aufwendungen für Patienten ergibt, die sich suizidieren anstelle einer Weiterbehandlung!

Für das Angebot der Suizidassistenz gibt es keine medizinische oder ethische Rechtfertigung.

Die beste Präventionsmaßnahme gegen den Wunsch, in einer schwierigen Lebenssituation seinem Leben selbst ein Ende zu setzen, ist Palliative Care, wie sie im Hospiz im Franziskuszentrum gelebt wird, ist der ambulante kostenlose Hospizbesuchsdienst, der die Versorgung zuhause bis zuletzt mitermöglicht vor allem auch durch den Einsatz unserer Ehrenamtlichen, ist das neue Angebot der „Letzte Hilfe“-Kurse für Angehörige mit Einführung ins Thema palliative Versorgung und Sterbebegleitung.

28.04.2021

Dr. med. S. Bangen-Simoni, Internistin – Palliativmedizin

Dr. med. E. Kern-Nagel

Pfarrerin Ulrike Hermann

„Letzte Hilfe“ – Kurse

„Am Ende wissen, wie es geht“

Wenn Angehörige oder andere nahestehende Menschen aufs Sterben zugehen, tauchen viele Unsicherheiten und Fragen auf. Die Koordinatorinnen des Ambulanten Hospizdienstes vermitteln im Kurs das „kleine 1×1 der Sterbebegleitung“, das Umsorgen von schwerkranken und sterbenden Menschen am Lebensende.

Als Basiswissen für eine sorgende Gesellschaft wendet sich das kostenlose Kursangebot an alle Menschen, die sich über die Themen rund um das Sterben, Tod und Palliativversorgung informieren wollen.

Letzte Hilfe Kurse vermitteln Orientierung sowie einfache Handgriffe. Sterbebegleitung ist keine Wissenschaft, sondern praktizierte Mitmenschlichkeit die auch in der Familie und der Nachbarschaft möglich ist. Wir möchten Grundwissen an die Hand geben und ermutigen, sich Sterbenden zuzuwenden. Wir überlegen auch, wie man Abschied nehmen kann und besprechen unsere Möglichkeiten und unsere Grenzen.
Der Kurs besteht aus 4 Einheiten zu jeweils 45 Minuten. Die Moderation erfolgt durch erfahrene und zertifizierte Kursleiterinnen (die Koordinatorinnen des Ambulanten Hospizdienstes) mit Erfahrung in der Hospiz- und Palliativversorgung.

Termine 2021:
Dienstag, 6.7.2021, 17.30 bis ca. 21.30 Uhr
Dienstag, 9.11.2021, 17.30 bis ca. 21.30 Uhr

Ort: Allmandtreff, Allmandstr. 18, 88045 Friedrichshafen
Kosten: kostenfrei
Anmeldung: an isabel.roemer@stiftung-liebenau.de oder 0173 3711 226
Veranstalter: Hospizbewegung St. Josef Friedrichshafen e.V.
Kooperationspartner: keb FN

Informationen zu den Inhalten: www.letztehilfe.info

Isabel Römer, Birgitta Radau

Hospiz sucht Ehrenamtliche

Für die ehrenamtliche Mitarbeit im Hospizdienst Friedrichshafen werden interessierte und engagierte Menschen gesucht. Der aktiven Mitarbeit geht ein intensiver Einführungskurs voraus. Dieser wird unter Federführung der Hospizbewegung St. Josef Friedrichshafen an wöchentlichen Schulungsabenden und ganztägig an vier Samstagen durchgeführt. Für die ehrenamtliche Mitarbeit brauchen Sie freie Zeit und etwas Flexibilität.

Information bei der Koordinatorin Birgitta Radau unter birgitta.radau@stiftung-liebenau.de oder unter 0173 / 3711226.

Mitgliederversammlung der Hospizbewegung am 8. September 2020 im Haus der Kirchlichen Dienste

Unter Corona-Bedingungen fand die diesjährige Mitgliederversammlung der Hospizbewegung St. Josef statt. Die Koordinatorinnen für den Ambulanten Hospizdienst berichteten von vielen Anfragen und Gesprächen, aber auch von den Einschränkungen der Arbeit durch die Schließung der Pflegeheime und des Krankenhauses im Frühjahr. Ein Schwerpunkt ist die regelmäßige Fortbildung der über 40 Ehrenamtlichen. Der Schatzmeister Manfred Gessler legte einen ausführlichen Kassenbericht vor. Die Hospizbewegung hat 2019 mit insgesamt ca. 60.000 Euro den Umzug des Stationären Hospizes im Franziskuszentrum im Rahmen der Renovierungsmaßnahmen unterstützt. Dennoch sind die Finanzen des Vereins solide, wie auch die Kassenprüfer bestätigten. In der anschließenden Neuwahl des Vorstands, von Wahlleiter Josef Weißhaupt durchgeführt, wurden die bisherigen Vorstände Brigitte Tauscher-Bährle und Dr. Elvira Kern-Nagel bestätigt, ebenso Schatzmeister Manfred Gessler und Schriftführer Andreas Karl. Als Beisitzer wurden Dr. Silvia Bangen-Simoni, Sabine Konrad und Pfarrerin Ulrike Hermann wiedergewählt, Dr. Thomas Borne schied aus. Zum Vorstand gehören auch die Koordinatorinnen Birgitta Radau und Isabel Römer sowie Roswitha Heidbreder als Vertreterin der Ehrenamtlichen.

Die „Wurzeln der Gesundheit“

Frau Dr. Elvira Kern-Nagel, Fachärztin für Strahlentherapie und für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren und ernährungsbeauftragte Ärztin, hielt am Mittwoch, dem 23. Oktober 2019, im Graf-Zeppelin-Haus einen Vortrag zum Thema “Wurzeln der Gesundheit”. Überaus kompetent und gut verständlich wurden den ca. 90 Zuhörern in einer reich bebilderten Präsentation Anregungen für einen gesunden und aktiven Lebensstil aus integrativer medizinischer Sicht vermittelt.

Inhaltlicher Schwerpunkt waren die klassischen Naturheilverfahren, und darin als Basis die individualisierte Ernährungsoptimierung: vielseitig, bunt, vollwertig, aber auch genussvoll und mit Elementen aus der mediterranen und asiatischen Küche. Dazu ergänzend gab es Informationen zu Nahrungsergänzungsmitteln und zu einem aus onkologischer Sicht unterstützenden Ernährungsstil. Neben der Präferenz für pflanzliche Kost wurden auch pflanzen-basierte medizinische Konzepte vorgestellt. Die therapeutische Wirksamkeit von regelmäßiger körperlicher Bewegung und von Wasseranwendungen wird inzwischen von der medizinischen Forschung bestätigt – präventiv und in der Nachsorge. Die Referentin erläuterte auch die sogen. “Ordnungstherapie” als zentrale psycho-hygienische, saluto-genetische Ressource. Interessanterweise hat der Allgäuer Pfarrer Sebastian Kneipp (1821-1897) – weithin nur als “Wasser-Doktor” bekannt – schon vor 150 Jahren den Nutzen dieser naturheilkundlichen Grundlagen erkannt.

Abschließend gab Frau Dr. Kern-Nagel noch an drei Beispielen Einblick in die aktuelle medizinische Forschung: Aus den USA und von der Charité Berlin gibt es spannende Daten zum Thema “Fasten und Krebs”. Warum und wie “Waldbaden” das Immunsystem des menschlichen Körpers kräftigt, wird momentan vor allem im asiatischen Raum stark beforscht. Und die moderne Epigenetik zeigt, warum der Mensch nicht “Sklave seiner Gene” ist, sondern durch einen klugen Lebensstil das Potential seiner Gesundheit erhalten und fördern kann.

Im Anschluss an den Vortrag nutzten viele Zuhörer die Möglichkeit, Fragen an die Referentin zu stellen.

Dr. E. Kern-Nagel, 30.10.2019

Einführungskurs für neue Ehrenamtliche abgeschlossen

Mit großer Begeisterung und Motivation nahmen elf Frauen und ein Mann am Einführungskurs für ehrenamtliche Mitarbeiter im Hospizdienst teil, den die Hospizbewegung St. Josef im Franziskuszentrum in Friedrichshafen angeboten hatte. Drei Teilnehmerinnen kamen aus Tettnang und werden künftig für die dortige Hospizgruppe im Einsatz sein. Von Mitte Januar an bis Ende September 2019 erstreckte sich die Schulung über neunzehn Abendveranstaltungen und vier ganze Samstage mit den vielfältigen Aspekten der Sterbebegleitung. Die persönliche Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit, der Umgang mit Schwerkranken und grundlegende Kompetenzen in der Sterbebegleitung waren Themen des Kurses. Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung, Einblicke in die palliative Versorgung im häuslichen Bereich, pflegerische Unterstützung am Krankenbett, der Umgang mit Demenz, Seelsorge am Lebensende sowie Trauer und Trauerbegleitung waren weitere Inhalte der Schulung. Mehrere Filme ergänzten den Erfahrungsraum, den einige „alten Hasen“ im ehrenamtlichen Dienst lebendig und greifbar darstellten.

Trotz anfänglicher Skepsis und Angst vor dem heiklen Themenbereich Sterben und Tod empfanden alle Teilnehmer/innen den Kurs als persönliche Bereicherung und Gewinn. Sie beginnen nach der intensiven Vorbereitungszeit und der Übergabe der Zertifikate mit der praktischen Arbeit als ehrenamtliche Hospizmitarbeiter/innen. Den Kurs leiteten die Koordinatorin Birgitta Radau mit Seelsorgerin Brigitte Tauscher-Bährle. Auf dem Foto fehlt eine Teilnehmerin.

Informationen über den Hospizdienst Friedrichshafen erhalten Interessierte bei der Koordinatorin, Birgitta Radau 0173 -3711226.

09.10.2019 / B. T.-Bährle

Rekord: 5. Ursula-Steib-Gedächtnistag bringt 1614 Euro

Nach Benefizaktion auf der Minigolfanlage darf sich Hospizbewegung dank großer Verlosung über erneute Rekordspende freuen.

Friedrichshafen (ded) – Bei teils strömendem Regen hat es auf dem Miniaturgolfplatz an der Uferstraße wider Erwarten einen neuen Rekord gegeben. Gemeint ist nicht etwa ein neuer Bahnrekord des dort ansässigen MGC Friedrichshafen, sondern eine Rekordspende beim am 8. Mai durchgeführten 5. Ursula-Steib-Gedächtnistag. Freuen durfte sich darüber die Pächterin und Initiatorin Britta Steib-Kreft, die glücklichen Gewinner einer erstmals über die Bühne gegangenen Verlosung und nicht zuletzt die Hospizbewegung St. Josef Friedrichshafen e.V.

Dass die Rekordsumme von rund 1400 Euro des 4. Gedächtnistags, an dem „Biggest-Loser“-Teilnehmer Benjamin Manns sein T-Shirt aus der SAT.1-Sendung „The Biggest Loser“ zur Versteigerung zur Verfügung stellte, getoppt wurde, ist aufgrund der unwirtlichen Bedingungen ab dem späten Nachmittag umso überraschender. Britta Steib-Kreft, die diesen Gedächtnistag zum Gedenken an ihre Mutter aus der Taufe gehoben hat, fischte am Ende des Tages 1614,30 Euro aus der Spendenbox.

Dafür verantwortlich waren die erneut zahlreichen Kuchenspenden von Freunden und Bekannten, die von verschiedenen Firmen bereitgestellten Preise sowie Wiener, Debreziner und Getränke sowie den 600 Euro vom Losverkauf. Nicht auszudenken, wenn noch die Einnahmen vom Minigolf oder dem Tischtennis hinzugekommen wären – denn diese fielen komplett dem schlechten Wetter zum Opfer. Wie auch die Fitnesskurse, für die sich nicht allzu viele Teilnehmer finden ließen.

„Ich will mich unbedingt bei meinen Mitarbeitern, die an diesem Tag ihren Lohn spendeten, Gönnern, Nachbarn, Spender und meiner Familie bedanken, ohne die der mittlerweile doch große Aufwand nicht mehr möglich wäre“, so Steib-Kreft, die drei Tage zuvor ihren Geburtstag feiern durfte. Zu beiden Anlässen ließ es sich der Seehasen-Fanfarenzug nicht nehmen, mit jeweils starken Abordnungen am Eingangstor zu stehen. „Etwas zurückgeben“ wolle Britta Steib-Kreft mit einer Spende anlässlich der Tour des Fanfarenzugs am 1. Juni durch 23 Städte und Gemeinden, bei der sämtliche Spenden an das Kinderhospiz St. Nikolaus fließen.

„Wir bekommen schon immer wieder Einzelspenden, aber der Gedächtnistag ist eine der wenigen kontinuierlichen Einrichtungen. Der Aufwand und das Engagement sind riesig“, meinten Birgitta Radau, Koordinatorin im Ambulanten Dienst, Corinna Salomon und Silke Uhl, Leiterin des Stationären Hospizes. Ein Infostand der Hospizbewegung informierte auch diesmal über die Häfler Einrichtung, deren Station sich betroffene Menschen mit ihren Angehörigen anschauen, „sofern sie nicht ganz ins Tief gefallen sind. Dabei ist es wichtig, dass Wünsche und Ängste geäußert werden“, so Birgitta Radau.

Der überwiegende Teil wolle zwar immer noch zu Hause sterben, „viele aber auch nicht. Eine Frau war erst kürzlich froh, bei uns versorgt zu werden“. Auch Ursula Steib ist in ihren letzten Tagen von den Hospiz-Mitarbeitern ausgezeichnet umsorgt worden, weshalb ihre Tochter den Gedächtnistag ins Leben gerufen hat. Mit Info-Karten macht das Hospiz auf sich aufmerksam, „Du kannst dich vor allem drücken – aber nicht vor dem Tod“ oder „Gestorben wird immer. Darüber gesprochen zu wenig“ sind Sprüche, die nachdenklich stimmen, aber den Nagel auf den Kopf treffen. Das Hospiz baut dabei auf 15 Mitarbeiter, „die allesamt Fachkräfte sind. Sie alle müssen Erfahrung haben und schnell reagieren können“, sagt Silke Uhl, die sich auf die im Juni beginnenden Umbaumaßnahmen im Haus freut. Denn dann sollen die neun Zimmer bedeutend größer werden.

Trauercafé schließt

Das Trauercafé Lichtblick öffnet am 14. März 2019 letztmals die Pforten

Am Donnerstag 14. März 2019, von 17:00 bis 19:00 Uhr findet im
Raum 0.39 im Erdgeschoss des Franziskuszentrums Friedrichshafen letztmals ein Trauercafé statt. Alle Betroffenen und Ehemaligen sind sehr herzlich eingeladen.

Nach dreizehn Jahren beendet das Team sein monatliches Angebot im Franziskuszentrum aus räumlichen und personellen Gründen. Viele Frauen und einige Männer haben sich in diesen Jahren getroffen und ein Stück des Trauerweges begleitet. Es wurde miteinander geweint, aber auch gelacht, gegenseitig Trost gespendet und ermutigt.

Der Dank des Teams gilt zuerst den Besucherinnen und Besuchern, aber auch dem Franziskuszentrum für die Unterstützung, sowie der Hospizbewegung St. Josef.

Zurzeit gibt es noch kein Nachfolgeangebot. Für Einzelgespräche steht weiterhin Brigitte Tauscher-Bährle (07541 – 21598) zur Verfügung. Und für trauernde Eltern ist Ruth Erichsen (07541 – 25976) ansprechbar.

Ruth Weidmann
Rose Lay
Brigitte Tauscher-Bährle

27.02.2019 / B. Tauscher-Bährle, Hospizbewegung St. Josef Friedrichshafen e.V.

„Endlich leben?!“

Vorstellung von Büchern zum Themenkreis bei Gessler 1862

Das Haus ausräumen? Mit Krankheit umgehen lernen? Trauer aushalten? Den Humor nicht verlieren? Den Gedanken an den Tod zulassen? – Das sind Themen, die im Alltag eher unter gehen, weil sie als schwierig und unangenehm gelten. In der Buchhandlung Gessler 1862 haben bekannte Häfler ihre Lieblingsbücher zu diesen Themen vorgestellt. Quasi durchs „Schlüsselloch“ konnten die Gäste an diesem Abend teilhaben an den Erfahrungen verschiedener Autoren.

Den Anfang machte Pfarrer Hannes Bauer von der evangelischen Bonhoeffergemeinde. Mit Begeisterung und Liebe zum Detail stellte er „Helle Tage, helle Nächte“ von Hiltrud Baier vor und machte Lust darauf, den Roman zu lesen, der zwischen der Schwäbischen Alb und Lappland spielt.

Dr. med. Elvira Kern-Nagel stellte mit „Das Anti-Krebs-Buch“ und „Man sagt sich mehr als einmal Lebewohl“ zwei Werke des verstorbenen französischen Arztes David Servan-Schreiber vor, dem es tatsächlich vergönnt war, seine Hirntumorerkrankung 18 Jahre lang zu überleben.

Monika Paulus, Einrichtungsleiterin des Franziskuszentrums seit 1998, hatte sich Robert Seethalers neuestes Werk „Das Feld“ vorgenommen. Der Roman beginnt auf einem Dorffriedhof. Der Protagonist besucht die Gräber vieler Verstorbener und erinnert sich an ihre Lebensgeschichten.
Von Jason Reynolds stammt der Jugendroman „LOVE – oder meine schönsten Beerdigungen“ . Jugendliche trauern auf ihre Art und der Autor stellt das mit schöner Leichtigkeit und humorvoll vor.

Das Kinderbuch „Der Baum der Erinnerung“ von Britta Teckentrup wurde von Dorothea Pohl vorgestellt und vorgelesen. Eine andächtige Stille folgte ihrem Vortrag. Das Buch thematisiert den Umgang mit Verlusten, sehr einfach und dennoch sehr eindrücklich; geeignet für Kinder bis ca. 10 Jahre.

„Über das Sterben“ ist ein medzinisches Sachbuch in allgemein verständlicher Sprache von Gian Domenico Borasio, Professor für Palliativmedizin. Ziel des Autors ist es, aufzuklären und Ängste zu verringern, so Dr. med Claus Fieseler, der es vorstellte. Angereichert mit Fallbeispielen stellt Borasio medzinische, aber auch pflegerische, spirituelle, ethische und rechtliche Fragen in den Mittelpunkt.

Mit „Aus die Maus“ , das mehr und weniger gelungene Todesanzeigen sammelt, und André Hellers Buch „Uhren gibt es nicht mehr – Gespräche mit meiner Mutter in ihrem 102. Lebensjahr“ beschloss Buchhändler i.R. Berthold Gehring die Büchervorstellung.